Motivationsffffaktoren – wann Menschen mitmachen

 

Stell dir vor, es ist Energiewende und niemand macht mit.

Zum Glück ist das nicht der Fall – dennoch gibt es immer noch viele Menschen, die nicht oder nur widerwillig wenden.

Warum ist das so und wie schaffen wir es, genau diese Kolleg:innen in Stadtwerken, Kund:innen, Bevölkerungsteile und zeitweise auch uns selbst für die nötigen Transformationen zu begeistern? Denn selbst wenn eigentlich allen klar ist, dass Änderungen wichtig und richtig sind, heißt das noch lange nicht, dass wir sie auch tun.

Bevor es um die Faktoren geht, die uns schließlich doch zum Handeln bewegen, zunächst ein kleiner Schwenk auf:

Die Gründe, die uns vom Mitmachen abhalten.

1. Die Macht der Gewohnheit:

Die Fähigkeit, durch das Ausbilden von Gewohnheiten kognitive Energie zu sparen, hat uns im Laufe der Evolution erhebliche Überlebensvorteile gebracht.

Durch Dinge, die wir immer wieder tun, bilden sich im Gehirn dickere neuronale Verbindungen – quasi „Nerven-Autobahnen“ – auf denen wir ohne großen Aufwand im Autopilotmodus agieren können.

Für neue Situationen oder Informationen müssen auch im Gehirn erst neue Verbindungen gebaut werden und das ist anstrengend.

Das gilt übrigens genauso für das Erfassen komplizierter Sachverhalte, das Absolvieren mehrstufiger Aufgaben oder das Lesen langer Texte, wie diesem 😉

Unser Hirn sträubt sich, so viel kostbare Energie in so etwas Nicht-Überlebensrelevantes wie Dynamische Tarife zu investieren. Ein Steinzeitmensch, der nicht wusste, wann ihm die nächste Energiezufuhr z.B. in Mammut-Steak-Form zur Verfügung stehen würde, hatte bessere Überlebenschancen, wenn er schön häufig im sparsamen „Business as usual“ Modus agierte – und das hat sich bis heute erhalten.

2. Die Macht der Gruppe:

Was Neues wagen, das nicht dem Usus der sozialen Gruppe entspricht, birgt das Risiko, ausgeschlossen zu werden. In Zeiten von Säbelzahntigern keiner Sippe anzugehören und den Schutz und die Jagdkraft der Gruppe zu verlieren, kam einem Todesurteil gleich.

Ganz so dramatisch ist es zwar heute nicht mehr, trotzdem: keine:r will wegen Pro-Wärmepumpe-Haltung von Familie und Nachbarschaft ausgegrenzt werden.

Dabei braucht es nicht mal eine Mehrheit, bis die Meinung einer Gruppe kippt. Ist die Tanzfläche leer, traut sich keiner. Tanzen aber schon 2-3 Leute selbstbewusst und ausdauernd, scheint Tanzen plötzlich denkbar, ja vielleicht sogar erstrebenswert und zack ist die Tanzfläche voll und die Volks-Wärmepumpe plötzlich der Renner.

3. Die Macht der Relevanz:

Warum gehen die meisten Leute im Frühjahr ins Fitnessstudio aber nicht im Herbst? Weil, sie für die Strandfigur im Sommerurlaub trainieren und nicht für die Dicke-Pulli-Plätzchen-Saison.

Wir sind also viel eher bereit, neue, anstrengende Dinge zu tun, wenn es einen entsprechenden Anreiz gibt. Die Relevanz steigt, je mehr Vorteile uns die Aktion für unsere aktuelle Situation bringt. Und das ist bei Benefits, die erst weit in der Zukunft liegen wie z.B. Amortisierung der PV Anlage im 7. Jahr oder stabiles Klima 2080, eher nicht der Fall.

Es gibt noch etliche weitere gute Gründe, der Energiewende lieber aus sicherer Entfernung zuzusehen (und darüber herzuziehen), als sie aktiv mit anzuschieben.

Deshalb schauen wir lieber schnell auf:

Die Hebel, die Menschen zum Mitmachen bewegen:

😎 Bequemlichkeit:

machen wir es den Leuten einfach! Nachdenken ist anstrengend und Neues lernen müssen noch viel mehr. Gestalten wir Angebote und Tools so, dass sie einfach zu verstehen und intuitiv nutzbar sind. Lasst uns Prozesse, Richtlinien und Verträge vereinfachen, damit wir schneller ans Ziel kommen.

🎯 Situative Relevanz:

Was ist wirklich wichtig für die jeweilige aktuelle Lebens-/Arbeitssituation? Schaffen wir Angebote und Dienste, die genau jetzt entscheidende Vorteile bringen und ganz akute Bedürfnisse erfüllen. (Und bitte nicht raten, sondern die Leute fragen & beobachten!)

🤑 Motivation:

Hier kommen die 4 Fs der menschlichen Motivation. (Mindestens eins davon einbauen – am besten alle)
Fun – gamification, joy of use – wenns Spaß macht, bin ich dabei.
Fame – Wall of Fame, TopTen Ranking – wo ich herausstechen kann, mach ich mit.
Fortune – Geld, Punkte, exklusive Angebote – verschaff mir Vorteile für mein Engagement.
Fulfillment – anderen helfen, mein Wissen teilen – fühlt sich einfach gut an.

💪 Selbstwirksamkeit:

Zu spüren, dass mein Handeln einen Unterschied macht, dass ich andere beeinflussen kann oder auch einfach nur gehört werde – und sei es nur in ganz kleinem Maßstab – ist berauschend (Dopamin) und kann süchtig nach mehr machen. Bieten wir Menschen die Gelegenheit, sich bedeutsam zu fühlen.

🤝 Soziale Bestätigung:

Das ist der vielleicht kniffligste Punkt. Denn gerade hier merken viele, dass sie beim Thema Klima, Innovation, Change etc. oft eher auf Skepsis oder sogar Ablehnung stoßen. Wir wollen doch aber dazugehören und die ganze Zeit gegen Mauern rennen, ist anstrengend (siehe –> Bequemlichkeit). Bringen wir uns und andere in die Lage, auch abseits unseres direkten Umfeldes Bestätigung zu erfahren. Z.B. in den vielen For Future Gruppen, beim lokalen Energiewende-Stammtisch (gibt noch keinen vor Ort? Na, dann wird’s aber Zeit, einen zu gründen!) oder natürlich beim nächsten SID!

Für mitreißende Nutzungserlebnisse (UX) bei Kundenkommunikation, Verträgen, Angebotsstrecken & Co ist Julia Diehl bei zerio° jederzeit gerne Ihre Ansprechpartnerin.
Tags:
Beitrag teilen